Im Interview: Fraktionärin Ines Wegner über Nachbarschaftshilfe in Zeiten von Corona

Ines Wegner, Fraktionärin unserer grünen Stadtratsfraktion ist als Geschäftsführerin des Stadtjugendring Gera e.V. mit einigen anderen aktiv, um sich in Zeiten des Corona-Lockdowns für mehr Nachbarschaftshilfe zu engagieren. Hierzu wollten wir ein wenig mehr erfahren und haben Sie daher im Interview befragt.


Grüne Gera: Liebe Ines, auf Facebook existiert seit Kurzem die Gruppe „Nachbarschaftshilfe Gera“ mit bereits knapp 800 Mitgliedern. Wer steht alles hinter dieser Initiative?

Ines: Facebook ist dabei nur eine virtuelle Form der öffentlichen Wahrnehmung. Das Netzwerk besteht natürlich aus realen Personen, die sich gegenseitig unterstützen. Stefan Körner als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen suchte Unterstützung für ein Netzwerk der Hilfe. Er wandte sich an die Ehrenamtszentrale der Stadt Gera und von dort fragte man in verschiedensten Gruppen und Vereinen, um ein großes Netzwerk zu installieren. So waren dann natürlich auch ziemlich schnell die Jugendlichen des Jugendrat Gera und damit auch der Stadtjugendring im Boot. Viele weitere Vereine und Verbände engagieren sich, so z. B. das Mehrgenerationenhaus, der Great Gera Skates e.V. und viele andere.

Grüne Gera: Arbeitet ihr auch mit der Stadtverwaltung Gera zusammen? Wenn ja, in welcher Form?

Ines: In der Ehrenamtszentrale laufen die Fäden zusammen. Sie sind zum einen der Kontakt für Meldungen aus dem Gesundheitsamt, der Ärzte oder des Krankenhauses. Des Weiteren prüfen sie die rechtlichen Gegebenheiten, die Umsetzung der Schutzmaßnahmen und sind wochentags tagsüber telefonisch ständig erreichbar. Die Koordination und Vermittlung verteilt sich dann wieder auf mehreren Schultern.

Grüne Gera: Wofür genau steht die Gruppe/wer kann sich dort austauschen/womit kann man anderen helfen?

Ines: Die Helfer*innen gehen Einkaufen oder führen den Hund aus. Sie bieten ihre Hilfe „abrufbar“ an. Die Koordination des Netzwerkes und insbesondere die Ehrenamtszentrale stellt die Kontakte zwischen Helfenden und Hilfesuchenden her. Jeder Helfende soll möglichst nur einen Haushalt betreuen. Und natürlich müssen sich alle an bestimmte Regeln halten. Dazu gehört z. B., dass keine Wohnung betreten wird.

Grüne Gera: Ältere Leute, die unter anderem zur Risikogruppe gehören, nutzen soziale Netzwerke eher weniger. Wie erreicht ihr diese?

Ines: Flyer hängen in Wohnhäusern, Apotheken, bei Ärzten. Verbände und Vereine des Sports und der Jugendarbeit sind Multiplikatoren, die OTZ hat berichtet, der Oberbürgermeister aber auch der MDR. Auch die Ortsteile mit ihren Ortsteilgremien sind involviert. Wir setzen zudem tatsächlich auf Nachbarschaftshilfe, also Augen offen halten, Hilfebedarf erkennen und das Netzwerk nutzen. Die Hilfesuchenden selbst wenden sich oft an das Gesundheitsamt oder rufen direkt im Rathaus an. Wir hatten mittlerweile mehrere Hilferufe von Familienangehörigen, die weit weg von ihrer Heimatstadt leben. Die bitten uns dann darum, ihren Eltern oder Geschwistern bei Seite zu stehen.

Grüne Gera: Wie gehe ich vor, wenn ich Hilfe suche? Wie gehe ich vor, wenn ich Unterstützung anbieten möchte?

Ines: Hierzu meldet ihr euch wie gesagt am besten direkt bei der Ehrenamtszentrale. Die Kontaktinformationen entnehmt ihr den Aushängen (PDF zum Download s. u.).

Grüne Gera: Wird es die Gruppe auch nach Corona geben?

Ines: Momentan geht es darum, in Zeiten von Corona Unterstützung für besonders gefährdete Menschen zu leisten. Deshalb werden Menschen beim Einkaufen unterstützt, die es sonst allein nicht so einfach schaffen würden bzw. diese Unterstützung zu diesem Zeitpunkt tatsächlich benötigen. Wir hoffen sehr, dass dies bald nicht mehr nötig sein wird. Nachbarschaftshilfe in verschiedenen Formen gab es ja vor diesem Netzwerk auch schon. Hier wird nur in dieser sehr schwierigen Zeit ein effizienter belastbarer Weg miteinander gegangen. Was sich daraus entwickelt und welche Erfahrungen in bestehende Netzwerke eingebracht werden können, wird man sehen.


Weiterhin findet ihr auf den Seiten der Grünen Thüringen eine Zusammenfassung unterschiedlicher Initiativen, welche neben den Nachbarn auch den lokalen Einzelhandel und Gastronomen unterstützen möchten. Die Übersicht findet ihr hier …

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