Offener Brief und Hinweise zur Bewertung der „Internationalen EIKE-Klima- und Energiekonferenz“

Sehr geehrte Hotelleitung, sehr geehrte Mitarbeiter*innen des Hotels,

wir, die unterzeichnenden Gruppen, schreiben Ihnen, da die Möglichkeit besteht, dass Ihr Hotel als Veranstaltungsort der jährlichen Konferenz des sogenannten „Europäischen Institutes für Klima und Energie“, kurz EIKE, genutzt werden soll. Sollte dies der Fall sein, möchten wir Sie über die Hintergründe von EIKE informieren – auch in Hinblick auf Ihre eigene Außenwirkung und mögliche Rufschädigung, die mit einer Zusammenarbeit mit EIKE einhergehen würde. Dies wollen wir im Folgenden näher begründen.

EIKE ist kein wissenschaftliches Institut, sondern nur ein in Jena gemeldeter Verein; an der Meldeadresse befindet sich lediglich ein Briefkasten auf der Rückseite einer Bäckereifiliale. Entgegen der vom Verein ausgehenden Selbstdarstellung handelt es sich nicht um eine Forschungsinstitution. Verbreitet werden stattdessen unwissenschaftliche bis polemische Angriffe auf die international anerkannte Klimaforschung mit dem Zweck, Zweifel am menschengemachten Klimawandel und der krisenhaften Situation des globalen Ökosystems zu streuen.

Die von EIKE verbreiteten Darstellungen in Aufsätzen und Vorträgen sind nicht Teil des anerkannten Forschungsdiskurses. So publizieren die bei EIKE auftretenden Wissenschaftler*innen nicht in anerkannten Journalen, bei denen die Qualität und Fundiertheit der Beiträge von anderen Forschenden mittels Peer-Review geprüft würde. Die Austragung von Konferenzen ist als weiterer Teil einer Methode zu verstehen, in der wissenschaftliche Prozesse gezielt nachgeahmt und angebliche alternative Expert*innen aufgebaut werden sollen.1 Wie die investigativen Recherchen der letzten Jahre gezeigt haben, steht der Verein in Verbindung mit einschlägigen Gruppen insb. in den USA, die mit Geldern der fossilen Industrien dafür bezahlt werden, gezielte Desinformation zu betreiben.2

Die Verleihung des diesjährigen Physik-Nobelpreises an den Klimaforscher Klaus Hasselmann hat die Bedeutung der faktenbasierten Erforschung der Klimaveränderungen erneut unterstrichen: In der mehrheitlich anerkannten Wissenschaftsgemeinschaft ist auf der Basis jahrzehntelanger Forschung durch hunderte Forschungsgruppen weltweit eindrücklich bestätigt worden, dass die Klimaveränderungen eindeutig menschengemacht und krisenhaft sind. EIKE stellt sich, auch mit der in Gera geplanten Konferenz und der Verbreitung von Fehlinformationen, gegen diese anerkannten Forschungsergebnisse.

Der menschengemachte Klimawandel ist als physikalische Tatsache anzusehen. Seine Folgen sind verheerend. Sie sind bereits heute zu einer existenziellen Bedrohung vieler Menschen gewachsen und werden weiter verstärkt, sofern aus egoistischen Interessen Falschinformationen fortwährend verbreitet werden – wie dies durch EIKE geschieht – um entschiedenes Handeln zu verhindern. Die Hotelkette, die EIKE bisher beherbergt hat, ist zuletzt von einer weiteren Zusammenarbeit zurückgetreten.3 Einen vergleichbaren Schritt würden wir auch Ihrerseits für mutig und angemessen erachten.

Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gern unter der Absenderadresse zur Verfügung.


Mit freundlichen Grüßen

Die unterzeichnenden Gruppen:
Aktionsbündnis Klima und Umwelt Jena
BUND Gera
BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN Gera
BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN, Stadtratsfraktion Gera
BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN Weimar
BürgerEnergie Gera eG
BürgerEnergie Thüringen e. V.
Entrepreneurs for Future Weimar
Extinction Rebellion Jena
Fridays for Future Gera
Fridays for Future Erfurt
Fridays for Future Jena
Fridays for Future Leipzig
Fridays for Future Thüringen
Fridays for Future Weimar
Grüne Jugend Thüringen
Grüne Liga Thüringen
Grünes Haus Gera e. V.
Health for Future Jena
Klimaentscheid Jena
NaturFreunde Gera e. V.
NaturFreunde Thüringen e. V.
Parents for Future Jena
Runder Tisch Klima und Umwelt Jena
Scientists for Future Jena
Scientists for Future Leipzig
sowie Laura Wahl, Abgeordnete im Thüringer Landtag


Quellen:
[1] Michael Brüggemann: Die Medien und die Klimalüge. Falsche Skepsis und echte Leugnung, in: Volker Lilient-hal, Irene Neverla (Hrsg.): „Lügenpresse“: Anatomie eines politischen Kampfbegriffs. Köln 2017, S. 137–157, hier S. 150.
[2] Katarina Huth, Jean Peters (2020): Die Heartland-Lobby. https://correctiv.org/top-stories/2020/02/04/die-heartland-lobby-2/ (Abgerufen 22.10.21), vgl. https://www.zdf.de/politik/frontal/undercover-bei-klimawandel-leugnern-100.html
[3] Paul Gäbler (2019): Klimawandel-Leugner müssen sich neuen Veranstaltungsort suchen. https://www.tagesspiegel.de/politik/nh-hotelgruppe-laedt-eike-aus-klimawandel-leugner-muessen-sich-neuen-veranstaltungsort-suchen/25222726.html (Abgerufen 22.10.21)