Gera genießt verdiente Ruhe im Sommer ohne Nazi-Spektakel Astrid Rothe-Beinlich: Erfolg jahrelangen zivilgesellschaftlichen Protests 3. Juli 201722. März 2022 Das erste Wochenende im Juli steht bevor und Gera hat Ruhe vor den Neonazis. „Das ist für mich ganz klar ein Erfolg des langjährigen ausdauernden zivilgesellschaftlichen Protests,“ erklärt die grüne Landtagsabgeordnete Astrid Rothe-Beinlich. Zum ersten Mal seit 2003 hat Gera endlich einen Sommer ohne das große Nazi-Spektakel zum Sommerbeginn. „Unsere Gratulation und unser Dank geht vor allem an die Akteurinnen und Akteure vor Ort, die zäh und langatmig waren. Zusammen mit zahlreichen UnterstützerInnen gelang es nicht nur, den Nazis den öffentlichen Raum streitig zu machen, sondern ihn zurückzuerobern – das ist ein gutes Zeichen.“Ein Symbol für die Zurückeroberung des öffentlichen Raumes ist das Alternative Camp auf der Wiese vor dem Hauptbahnhof in Gera ab heute. Genau auf diesem Platz fand jahrelang ein nur dürftig als Rockkonzert getarntes Nazi-Spektakel statt. „Ich freue mich über diese Art der Nutzung des öffentlichen Raumes und unterstütze das Camp auch in diesem Jahr,“ so die grüne Flüchtlingspolitikerin, die seit über fünf Jahren eines ihrer Abgeordnetenbüros in Gera hat. „Es gilt jedoch, weiterhin die Augen offen zu halten und wachsam zu bleiben. Die Neonazis sind nicht weg, sie tummeln sich nur auf anderen Ebenen und unter anderen Vorzeichen. Manche ihrer Strukturen lösen sich auf und bilden sich neu. Sie bedienen Ressentiments und verstärken immer wieder latente rassistische Stimmungen von Teilen der Bevölkerung. Auch die sogenannte ‚Alternative für Deutschland‘ wirkt viel zu oft eher als rechtspopulistischer Katalysator denn als Teil einer demokratischen Gesellschaft. Der kraftvolle und ideenreiche Protest gegen den jüngsten Nazi-Aufmarsch in Gera, euphemistisch ‚Thügida‘ genannt, macht aber auch hier Mut: Eine starke Zivilgesellschaft hat Nazis und rassistische Stimmungsmache in die Schranken verwiesen. Die Zivilgesellschaft nimmt ihre Räume, ihre Plätze in Besitz – und das ist auch gut so“, schließt die grüne Abgeordnete.